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Späte Geburt: Aston Martin DBX

Aston Martin kommt spät, aber gewaltig: Der erste SUV in der 106-jährigen Firmengeschichte heißt DBX und will mit 550 PS und 700 Nm überzeugen

Wer beim Design des ersten SUV von Aston Martin ein überspaciges Futurestyling erwartet hat, wird enttäuscht – wer endlich mal wieder einen schönen SUV sehen will, dagegen nicht: Der DBX sieht aus wie ein Aston der guten und gar nicht so alten Zeit – wahrscheinlich ist das der dann doch eher konservativen SUV-Kundschaft geschuldet. Die knapp 1,7 Meter Höhe sind dank der geschickten Linienführung gut kaschiert, das Heck zieren zwei knackige Spoiler, und vorne dominiert der typische Aston-Grill, wie man ihn liebt. Und das Dach ist aus Glas.

















































































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Und auch die Technik ist so, wie man es erwartet: 550 PS und 700 Nm werden vom Vierliter-Biturbo-V8 erzeugt (der auch im Vantage und DB11 arbeitet), was sich in einem Vortrieb von 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h bemerkbar machen soll und ebenso in einem Top-Tempo von 291 km/h. Die Kraft überträgt eine Neungangautomatik. Die 2245 Kilo dirigiert der Fahrer aus einem voll mit Leder von Bridge of Weir ausgeschlagenen Innenraum, dazu hat er natürlich Allradantrieb und adaptive Luftfederung zur Verfügung. Die Kraft wird elektronisch stets dahin geführt, wo sie am sinnvollsten agieren kann. Händisch lässt sich die Kraft auf zu 100 Prozent auf die Hinterachse leiten wo ein Differenzial sie je nach Traktionsbedarf nach links oder rechts führt. Die Bremsen sind riesig: 410er-Scheiben vorne und 390er hinten – damit soll der DBX auf gleichem Niveau bremsen wie der Sportler DBS Superleggera.

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Sechs Fahrmodi stehen dem Piloten zur Verfügung – vier für Onroad-Driving bis hin zu Sport +, zwei neue Modi (Terrain und Terrain+) für Offroadpisten.  Das Auto ist watfähig bis zu einer Tiefe von 500 Millimetern. Eine 360-Grad-Kamera soll schwierige Manöver erleichtern, damit man den hauptsächlich aus Aluminium bestehenden DBX nicht gleich verbeult.

Der DBX wird in der neue Aston-Fabrik in St. Athan in Südwales gebaut. Preis: 193.500 Euro. Ausgeliefert wird ab dem 2. Quartal 2020.

Text: Roland Löwisch – Fotos: Aston Martin

EINSTIEGSMODELL: Aston Martin Vantage AMR

Nach einem Jahr als Automatikversion auf dem Markt bringt Aston Martin sein Einstiegsmodell Vantage nun mit Handschalter als Vantage AMR. Wir rührten ausgiebig im Graziano-Siebengang-Getriebe

Manche mögen es für etwas vermessen halten, wirft man Ferdinand Porsche und Andy Palmer in einen Topf. Der eine hat die Sportwagenmarke Porsche gegründet, der andere ist „nur“ Chef von Aston Martin. Der eine hat für perfekte Sportwagen gesorgt, der kümmert sich eher um charismatische. Aber beide haben Sätze für die Ewigkeit in petto: Porsche war sich sicher, dass das letzte Auto, das je gebaut wird, ein Sportwagen sein wird. Palmer ist sich sicher, dass Aston Martin einer der letzten Hersteller sein wird, der ein handgeschaltetes Modell im Portfolio hat.

Den Weg dahin hat er jetzt geebnet – es gibt mit dem Vantage AMR jetzt wieder ein Manuell-Modell von Aston Martin. Rund ein Jahr ist der neue Vantage auf den Markt, und noch vor der fälligen Roadsterversion widmet sich Aston Martin dem manuellen Gangwechsel. Grund: Kundenwünsche und der Verweis auf besonders sportliches Fahren. Zunächst werden 200 Exemplare des AMR aufgelegt, davon 141 in den Farben Sabiro Blue, Onyx Black, China Grey und White Stone zum Stückpreis von 184.995 Euro Die restlichen 59 sind Sondersondermodelle namens „Vantage 59“ wegen 60 Jahre Sieg von Aston Martin in Le Mans 1959. Sie alle tragen außen Stirling Green and Lime, innen schwarzes Leder mit Lime-Nähten und kosten 209.995 Euro. Wenn alle 200 Stück verkauft sind, beginnt Aston Martin mit der Produktion der „normalen“ Handschalter-Vantage – letztlich rechnen die Briten mit einem Modellmix von 90 Prozent Automatik und zehn Prozent Manuals.

Wer das Graziano-Siebenganggetriebe dem ZF-Achtgang-Automatik vorzieht, spart zuerst einmal 95 Kilo. Denn 70 Kilo wiegt alleine die Schaltbox weniger. Bleibt aber immer noch ein Gewicht von fast 1,5 Tonnen übrig – nicht wenig für einen Sportler dieser Größe. Allerdings ist beim Fahren davon wenig zu spüren: Der Vierliter-Biturbo-V8 stammt von AMG und gibt seine 510 PS und 625 Newtonmeter so vehement auf die Hinterachse ab, dass man nicht mehr an Kilos denkt, sondern an km/hs. In vier Sekunden geht der Sprint von 0 auf 100 km/h vonstatten, und da hat man mit der eigentlichen Schaltarbeit noch nicht mal richtig angefangen.





















































































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Es handelt sich dabei tatsächlich um Schaltarbeit. Sieben Gänge zu sortieren benötigt Übung, vor allem wenn sie recht nah beieinander liegen. Sehr sportlich, aber ungewohnt befindet sich der erste Gang links unten. Links oben ist der Rückwärtsgang platziert – diese gesamte linke Ebene bietet beim Bedienen mehr Widerstand als die anderen der Doppel-H-Schaltung, damit man sie nicht aus Versehen trifft. Auch das Kupplungspedal fordert so viel Kraft, so dass ein englischer Kollege bemerkte, dass dieses Auto ja wohl eher nicht für Frauen geeignet sei und dass Aston Martin diese Vantage-Version schon mal an rund der Hälfte der Menschheit vorbeigebaut habe.

Ganz so dramatisch sehen wir das nicht, aber richtig ist: Man muss sich konzentrieren – auch wir haben uns ein paar Mal verschaltet. Das mag jemandem, der mit diesem Auto täglich fährt, nicht mehr passieren, sollte aber bei geübten Piloten auch von Anfang an nicht vorkommen. Während in der Automatikversion die Zahnradbox ebenfalls von AMG stammt, ist das Schaltgetriebe eine eigene Kreation von Aston Martin – noch nie vorher hat jemand die Vierliter-Maschine der Mercedes-Powertochter mit einem Handschaltgetriebe verbunden. Die Schaltwege haben die Briten dabei nicht wirklich ausgelegt, aber zu lang sind sie glücklicherweise auch nicht. Hilfreich ist die Digitalanzeige in den Instrumenten – bei sieben möglichen Gängen schaut man da schon mal ganz gerne darauf, ob der richtige getroffen ist und wohin man sonst noch so schalten kann.

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Ganz wichtig ist der kleine Knopf vor dem Schalthebel: Leuchtet er nach dem Drücken auf, wird die Drehzahl beim Schalten dank elektronischem Zwischengasgeben hochgehalten, was noch besseres Beschleunigen garantiert. Außerdem kann unter Volllast hochgeschaltet werden, was ungewohnt ist, aber nach ein paar Proben vorzüglich funktioniert. Wir zumindest haben keinen Grund gesehen, die Rev-Match-Funktion wieder auszuschalten. Vom ersten bis zum dritten Gang lässt der Kickdown das Heck auf zugegebenermaßen feuchten Eifelstraßen scharwenzeln lassen, je nach Fahrmoduseinstellung. Haptisch ist der Knüppel ein Handschmeichler, was die Gefahr beinhaltet, dass man die ganze Zeit die rechte Hand auf dem belederten Knauf parkt. 

Überhaupt das Cockpit: Schön gemacht, tolle Kipp- und Druck- und Drehschalter, sehr viel Alcantara, dazwischen Carbon, (leider) ausschließlich digitale Instrumente (zur Oldschoolschaltung würden auch wunderbar analoge Zeiger passen), und die Scharniere der Sonnenblenden glänzen und sind tatsächlich aus Metall. Schade, dass dann die verstellbaren Innereien der Lüfterdüsen aus profanem Plastik bestehen. 

Das ist allerdings alles Meckern auf pingeligem Niveau – den Vantage AMR zu fahren ist eine pure Freude. Die minimal veränderte Gewichtsverteilung (Automatik 50:50, Schalter 49:51) ist auf der Landstraße nicht zu spüren, das veränderte Top-Tempo (als AMR 322 statt 315 km/h) auch nicht, selbst das um 60 Newtonmeter niedrigere Drehmoment – eine Maßnahme, damit sich der Antrieb mit der leichten Schaltbox harmonischer gestaltet – macht keine großen Unterschiede. Carbon-Keramik-Bremsen sorgen für eine höchst zuverlässige Energievernichtung, aber man will gar nicht bremsen – unter anderem auch wegen der tollen Soundkulisse, die den Vantage AMR ständig begleitet.

Fazit: Der Vantage AMR klingt nicht wie ein Porsche, sieht nicht aus wie ein Porsche, besitzt als Transaxle eine andere Antriebsanordnung als Porsche und ist in Sachen Schaltung nicht so perfekt wie ein Porsche – es ist ja auch kein Porsche. Und das ist gut so. Aber da wird gerade dabei sind: Die letzten zwei Hersteller, die Schaltgetriebe in ihren mehr als 500 PS starken Sportwagen anbieten (abgesehen von den Ami-Musclecars Corvette und Challenger), heißen zurzeit Porsche (GT3 und Speedster) und Aston Martin…

Technische Daten Aston Martin Vantage AMR

Motor: V8-Biturbo
Hubraum: 3.982 ccm
Leistung: 375 kW (510 PS) bei 6.000/min
Max. Drehmoment: 625 Nm bei 2.000 bis 5.000/min (statt 685 Nm)
Getriebe: Siebengang-Handschalter
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 4.465/1.942/1.273 mm
Gewicht: 1.499 Kilo
Sprint 0-100 km/h: 4 Sek.
Top-Speed: 322 km/h
Preis: 184.995 Euro

GRIP-Faktor

Performance: 4 von 5 Sternen
Drivestyle: 5 von 5 Sternen
Preis pro PS: 362,74 Euro

Text: Roland Löwisch, Fotos: Max Earey/Aston Martin