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GRIP LESERAUTO: Hubert Plaikner und sein VW Käfer

Er hat eine Vorliebe für Wolfsburger Produkte, ist mittendrin in der Szene und erfüllt als Tätowierer mit seinem Studio „Tintenfass“ die Träume vieler Kunden: Hubert Plaikner ist eine Klasse für sich

Hupe ist ein Schabma. Das heißt, er kommt aus Schabs und bildet mit den Bewohnern von Natz, Raas, Aicha und Viums eine 3000-Seelen-Gemeinde bei Brixen in Südtirol. Hupe, der eigentlich Hubert heißt, ist außerdem ein VW-Nerd, der vom Polo 6N bis zum komplett entkernten Corrado nichts ausgelassen hat. Der Corrado – Stichworte tief, breit, laut – ist der Grund für Huberts neue Liebe Hedwig. Kein holdes Maderl aus Trentino, sondern eine alte Dame, die 1963 das Licht der Welt erblickte, im frischen grünen Dress daher kommt und immer noch als toller Käfer durchgeht. Hedwig muss den Kopf hinhalten für Hupes verrückte Idee, aus dem Corrado einen nackten Racer mit Überrollkäfig zu machen, zu tief für Südtiroler Straßen, zu hart und unbequem für beschauliches Cruisen. Hedwig dagegen hats drauf. Mit stoischer Gelassenheit zieht die Lady ihre Bahnen, shuttelt Hupe, Frau und Tochter als Sommerauto mit 34 PS von A nach B und offenbart erst auf den zweiten Blick, dass sie alles andere als ein Käfer vom Fließband ist.

Vor vier Jahren entdeckte Hupe seine Hedwig sozusagen um die Ecke, teilrestauriert und  im passablen Originalzustand. Bei aller Liebe: Nichts für Hupe. „Ich habe etwas Hand angelegt, um ihn auf den Boden der Tatsachen zu holen“, umschreibt der Tattoo-Künstler bescheiden die Anfänge seines Käfer-Customizings, das kurzgefasst folgende Schritte umfasst: Lufterzeugung von TA Technix, vorne Highjackers TAS und gekürzte Achse von Dogback, drei Zoll schmaler als die Serien-Achse, hinten 2-Zoll-Tieferlegungsschwerter und ein Luftbalgsystem von Limebug, Raw-Classics in 15,5×5,5“, hinten mit 2,5 cm Distanzscheiben.

Innen kamen Armaturen für Luftfahrwerk und Öltemperatur dazu, Bluetooth-Lautsprecher in Wagenfarbe und die alte 6-Volt-Elektrik wurde komplett auf 12V umgebaut. Selbstredend bekam Hedwig ein cooles Tattoo vom Tintenfass und obendrauf einen Gepäckträger samt authentischem Koffer gleichen Baujahrs.














































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Beim Umbau wurde weder gesägt noch geschnitten, im Prinzip ist Hedwig abgesehen vom Fahrwerk weitgehend original. „Do Käfer isch suppo, do brauch man net viel tian“, schwärmt Hupe von der alten Dame, die immerhin 20 Jahre älter als er selbst ist, „der Slogan …er läuft und läuft und läuft … stimmt 100%ig.“ Wie rüstig Hedwig läuft zeigt sich an der Fahrleistung, immerhin rund 6.000 km pro Jahr alleine im Sommer. Hupe fährt mit ihr zu ausgewählten Tuning- und Käfertreffen und regelmäßig bis nach Spa in Belgien, wo jedes Jahr die Le Bug Show stattfindet. Selbstredend auf eigener Achse, und weil´s zusammen mehr Spaß macht, mobilisieren Hupe und Hedwig für den weiten Trip nach Spa auch österreichische und deutsche Käferfreunde, die nach und nach dazustoßen. Im Juni steht der Sourkrauts Automotive Tanztee „Inneres Blumenpflücken“ in Berlin an, ein abgedrehtes Event, das sich auch Hupes Frau Leni und die einjährige Tochter nicht entgehen lassen, für die Anreise aber doch den Flieger vorziehen.

Apropos Tochter. Was macht ein Käferverrückter, wenn sich Nachwuchs ankündigt? Klar, er fängt ein Miniprojekt an, legt einen Elektro-Kinder-Käfer tiefer und baut eine schmalere Vorderachse ein, damit der Kleine aussieht wie der Große. „Des Ding hot mehr Kabel als do groasse Käfer“, brummt Hupe, „so longsam werts schun werden. Klappt schon ganz guat.“

Hupe versteht es, mit seiner Begeisterung andere anzustecken. In der schönen Altstadt von Klausen veranstaltet er mit ein paar Kumpels den VW Air Day in Klausen, das etwas andere Aircooled-Treffen, wo sich Käfer aka Maggiolinos, T1, T2 und T3-Busse, Karmann Ghia und VW Kübel aller Baujahre versammeln. Die Teilnehmer kommen nicht nur aus Italien, sondern aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Belgien, geeint durch ihr Hobby, dem Schrauben an luftgekühlten Volkswagen. Wenn nicht gerade in Klausen, treffen sich die „Luftis“ auf facebook oder Whatsapp – die Gruppe mit mittlerweile gut 100 Mitgliedern hilft auch mal spontan, wenn fernab der Schrauberhöhle Probleme auftauchen. Seit einiger Zeit ist Hupe auch auf riiide.com unterwegs, dem Social Network für Autofreaks. „Goile Idee“, schwärmt Hupe von der Community, „do erreichst oalle direkt.“ Mit seinem Account trifft er Käferfans aller Länder und spricht ihnen direkt aus dem Herzen.

Ehe Hedwig nach der Winterpause wieder voll durchstartet, sind noch letzte Arbeiten zu erledigen: Einbau neuer Bundbolzen und Bremsen, die neuen Felgen werden farbig und allerhand Kleinkram mehr. „Hedwig isch foscht bereit fir di neue Saison“, ist Hupe zufrieden, „wenn werd endlich Summo …“.

Bald, hoffen wir. Auch wenn Hupes Tattoo-Kunden dann etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen …

https://www.tintenfass.it/

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Hubert Plaikner

MANCHE MÖGENS HEISS: Der V8stealthbeetle

Was der vermeintliche Oldie aber drunter trägt, ist ganz und gar nicht alltäglich. Der V8stealthbeetle mag es heiß und setzt auf Audis Achtzylinder

Wilde Käfer-Umbauten gab es schon zu Zeiten, als Tuning noch Frisieren hieß. … Vom Bug mit Sternmotor bis zum 351-cui-Ford-V8, mit dem der selige Paul Newman in den Sechzigern seine Vorliebe für schnelle Autos auslebte – alles war möglich. Auch Herbie, die Nr. 53 aus dem Kino, setzte dem kleinen Wolfsburger ein filmisches Denkmal und mutierte mit jeder Fortsetzung ein bisschen mehr: Im letzten Teil der Herbie-Reihe wurde ein echtes Nascar-Auto umgebaut und eine Käferkarosserie drübergestülpt – verbaut war ein starker V8-Motor mit über 700 PS. Seit 1978 läuft der Krabbler in Deutschland nicht mehr vom Band, doch die Fans lieben ihn weiter und die Tuning-Szene blüht.

Wer sich schon mal die Frage gestellt hat, ob und wie er einen V8 in seinen Käfer quetschen soll, ob ihn die technische Umsetzung vielleicht doch überfordert und überhaupt – ob die Frau oder Freundin anschließend noch mit ihm spricht, kann hoffen: Sämtliche Umbauarbeiten werden ihm abgenommen, die passenden Teile und Tutorials zur Verfügung gestellt und auch in puncto Lebensgefährtin gibt’s Hoffnung: Dieser Tarnkappenkäfer ist zwar nicht billig, auf jeden Fall aber billiger als eine Scheidung.

Was Jean Fourie und Pierre Du Preez von 3L Engineering and Design da im fernen Kapstadt ausgeheckt haben, ist ein Sleeper vom Feinsten. Während Jean, bekannt durch seine ikonischen GT40-Replikas, sich dem Design des Stealth widmete, feilte Pierre am Triebwerk und entschied sich, den Boxer gegen einen 4,2-l-Bi- Turbo-V8 aus dem Audi R8 Spyder zu tauschen, wem auch das nicht reicht, hat die Option auf den LS3-6.2-l-V8. Doug Foulkes, kein Südafrikaner, sondern Engländer und damit ebenso autoverrückt wie die beiden, dokumentierte die dreijährige Entwicklungsgeschichte des Kapstadt-Käfers in Bild und Ton – eine unschätzbare Historie für alle potenziellen Kunden. Vierter im Bunde der Käfermaniacs ist der Deutsche Claus Christeinicke, der nicht nur den Vertrieb des GT40, sondern auch den Europaimport des V8stealthbeetle übernommen hat. „Der von Hand gebaute V8-Stealthbeetle ist ein Highperformance-Supercar mit dem Body eines Käfers“, so das selbstbewusste Statement aus Kapstadt, zunächst einmal limitiert auf 100 Stück.



















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Trotz der käfergleichen Abmessungen hinsichtlich Radstand und Spurweite hat sich beim Stealth einiges getan, um der Power des V8 standzuhalten. Der Audi-R8-Spyder-4,2 Liter-FSI leistet 316 kW (430 PS) und steckt in einem 80 kg leichten Vollaluminium-Monocoque. Mit 6-Gang-Getrag-O1E-Getriebe, zwei Turboladern, vier Kolbenscheibenbremsen, Zentralverschlussrädern und Reifengröße 235/40 ZR 17 vorne und 315/35 ZR 17 hinten liegt das Fahrzeuggewicht des Tarnkappen-Käfers bei 900 Kilo, die knapp über dem Boden kauern. Vorne federn MacPherson-Beine, hinten Z-Link, vergrößerte Kühler sowie Klimaanlage sorgen fürs Cool- Bleiben wenns heiß wird und das Motormanagement wird per Haltech ECU permanent kontrolliert.

Da der V8 in Richtung Fahrzeugmitte aufrückte, bietet der Powerkäfer Platz für zwei, die das auf Kundenwunsch angepasste Interieur genießen dürfen – von Sixties-Stoff bis Vollnappa ist alles möglich. Für ausgefuchste Schrauber bieten die Jungs aus Kapstadt den Stealth als voll ausgestattetes Rolling-Chassis ohne Motor und Getriebe an, ausführliche Tutorials und Telefonsupport inklusive. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt das Komplettpaket auf Basis eines voll restaurierten Käfers und legt dafür 100 Riesen auf den Tisch. Je nach Spezifikation auch mehr. Für Originalitäts-Fetischisten ist dieser Käfer nichts – er ist besser, hochwertiger, schneller und stärker, als es der Millionenseller aus Wolfsburg selbst werksneu jemals war. Und auf jeden Fall ein Burner. Wenn auch erst auf den zweiten Blick …

https://v8stealthbeetle.com

Text: Marion Kattler-Vetter – Fotos: Hersteller