GRIP GEARHEADS: Ricardo Rüting und sein AMG GT-R

Ein nagelneuer AMG GT-R in Military Conversion? Für Ricardo Rüting keine Frage. Der Mann schreckt nicht mal davor zurück, den edlen Carbonbacken mit der Flex zuleibe zu rücken und Löcher reinzufräsen. Warum? Weil er Bock hat. Und weil er´s kann …

Autoverrückt war er schon immer. Mit 14 hat er notgedrungen Roller umgebaut, mit 16 Kleinkrafträder und mit 17, als er ENDLICH den Führerschein machen durfte, wartete das erste Auto bereits in der Garage: ein Golf VI GTI – man will ja schließlich nicht mit einer ausgelutschten Uralt-Karre anfangen. Die Eltern waren dagegen, aber Ricardo konnte sie schließlich überzeugen. Punkt null Uhr am 18. Geburtstag wurde der Zündschlüssel gedreht und die Freude war grenzenlos. Klingt nach jungem Wilden? Schon, aber das Ganze mit Hirn und Verstand, wie man an Ricardos Werdegang sehen kann: Der Automaniac hat eine Ausbildung beim Finanzamt gemacht. Richtig gelesen, Finanzamt. Irgendwann hat er dann doch die Kurve gekriegt und seinen Nebenher-Freizeit-Job in den Vordergrund gestellt: Folierer. Zusammen mit seinem Vater folierte er nämlich schon lange in seiner Garage Fahrzeuge aller Art, wobei ihm die Mundpropaganda die Kunden nur so hereinschwemmte. Als es schließlich mehr Autos zum Folieren gab als Steuerakten auf dem Tisch, machte Ricardo ernst, kündigte seinen Job und machte sich mit der Firma R design selbstständig. Wiederum mit dem Vater an der Seite, auch der gelerne Maler und Lackierer ließ sich auf den Sprung in die Selbstständigkeit ein. Mit matten, glänzenden, glitzernden oder changierenden Häuten einem Auto ein komplett neues Aussehen zu verleihen – das wars, und das ist es bis heute.

Der Golf GTI (übrigens in Mattorange foliert) hatte längst einem 450-PS-BMW 335 Platz gemacht, dann kamen Audi TT, Porsche Cayenne, Corvette Z06, Audi R8 mit V10, Porsche G Turbo … und irgendwann verlor Ricardo sein Herz an Mercedes. Erst ein AMG C63 – O-Ton: „Der kann alles!“ – und vergangenes Jahr der GT-R. Unnötig zu sagen, dass jeder einzelne vom Meister foliert wurde und wird, wie man an dem einst schwarzen Tarnkappenbomber unschwer erkennt. Der Motor des Boliden blieb, wie er war, Ricardo macht generell nur optische Veränderungen, setzt gerne Carbon ein und die Flex an und experimentiert auch herum, getreu dem Motto: „Bloß nix haben, was man überall bestellen und kaufen kann.“

Individuell muss es sein, was er mit seinem Camouflage-AMG auf die Spitze getrieben hat. „Diese Folie macht meinen GT-R zum Biest“, grinst der inzwischen 29-Jährige, „da passt alles super zusammen. Der Benz wirkt böse, was durch die gelben Akzente wieder abgemildert wird.“ Nicht nur Ricardo steht auf das abgedrehte Design, auch die Reaktion seiner Fans ist bombastisch. Besonders, wenn der Racer neben dem klotzigen AMG G-Modell des Vaters steht: Natürlich im gleichen Camouflagelook, was die beiden überall zum Hingucker macht. Und ganz nebenbei zum idealen Werbeträger für R design…

Was macht der Mensch mit so einem Geschoss, wenn er nicht gerade Folien klebt? Richtig: Er gibt Gummi. Mal ein Trackday, mal kurz auf die Rennstrecke, nur nichts übertreiben, die Wirkung seines Tarnkappenbommbers ist für Ricardo Adrenalin genug. Und mal wieder eine Möglichkeit, sein Können zu zeigen. „Der Beruf des Folierers ist nicht geschützt“, bedauert der Selfmademan den Wildwuchs in der Branche, „mit billigen Chinafolien und schlampiger Verarbeitung wollen wir nichts zu tun haben.“ Bei R design werden hochwertige Folien hochwertig verarbeitet und das heißt: Fünf Tage müssen schon drin sein, wenn der Traum vom folierten Auto wahr werden soll. Teile abbauen, Karosserie vorbereiten, den Kundengeschmack treffen – das braucht Zeit. Einige haben genaue Vorstellungen, wie es werden soll, andere blättern unschlüssig durch die Farbfächer, wieder andere sagen: „Mach mal, Hauptsache, es wird geil.“ Und das wird es, 100-pro! „Wir haben einen verdammt hohen Qualitätsstandard“, betont Ricardo, „wir behandeln jedes Fahrzeug, als ob es unser eigenes wäre.“

Zum Glück gilt das nicht in allen Belangen. Wenn Ricardo zum Beispiel die Flex ansetzt, kann einem schon mal kurz schlecht werden. So aktuell geschehen beim Camouflage GT-R, dem er mit Carbon-Louvers auf den vorderen Backen zu mehr Frischluft verhalf. Heißt: Carboneinsätze wie beim AMG GT-R Speedlegend auftreiben, Schablone ausrichten, Klebeband, Schutzbrille, Flex und Dremel bereitlegen und los. Damit die Rundungen perfekt werden, wird vorgebohrt, den Rest erledigen eine ruhige Hand und der Dremel, denn die Flex ist für diese Schnitzarbeit doch zu grob. Damit alles perfekt ist, werden auch noch die durch die Kiemen sichtbaren Motorverstrebungen mattschwarz lackiert, erst dann ist Ricardo zufrieden. Inklusive Durchtrocknen dauert das Ganze vier Tage, aber dann: „Bombe! Das hat richtig Spaß gemacht“, frohlockt der Künstler, „sieht geil aus und ist trotzdem dezent.“ Dem ist nicht hinzuzufügen. Wer sich traut und Ricardo vertraut, kann seine Karre ebenso individualisieren lassen. Anregungen gibt’s unter

www.rdesign-fahrzeugfolierung.de
www.youtube.com/c/RicardoRdesign

Technische Daten

Mercedes-AMG GT-R

Baujahr: 2020
Motor: V8
Hubraum: 3.982 cm3
Leistung: 430 kW/585 PS
Beschleunigung: 0-100 km/h in 3,6 s
Vmax: 318 km/h
Drehmoment: 700 Nm
Antrieb: Allrad
L/B/H: 4.546/1.939/1.289 mm
Getriebe: 7-Gg. Aut.
Gewicht: 1.630 kg
Neupreis: ab 173.120 Euro

Umbauten:

H&R Sportfedern, Trak+ Spurverbreiterung, Fahrwerksabstimmung von TIKT Performance

Heckflügel, Luftsammler, Canards, Frontsplitter, Louvers: alle Vollcarbon von TIKT, Felgen  pulverbeschichtet, Überrollbügel gelb pulverbeschichtet u.v.m. Einzigartige Camouflage Folierung

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Paiiinful, Yenzi

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