GRIP GEARHEADS: Jannik Schöne und sein Audi Q2 Quattro
Wenn Kinder die abgelegten Autos der Eltern übernehmen, müssen sie sich nicht selten mit in die Jahre gekommenen Gurken herumschlagen. Nicht so bei Jannik. Er luchste seinen Eltern ihren fast neuen Q2 Quattro ab. Für den Rookie eine sportliche Ansage
Audi-Modellen wird gerne mal vorgeworfen, dass sie zwar perfekt, aber auch langweilig und verwechselbar seien. Stimmt? Stimmt nicht. Zwar braucht es schon ein geübtes Auge, um einen A4 vom A6 zu unterscheiden, doch auch in Ingolstadt gibt es einen Vertreter mit höchst eigenständigem Charakter. Den Q2. 2016 vorgestellt, zielt das kleinste SUV der Marke auf hippe Stadtmenschen mit Imagebewusstsein. Und weil es die urbane Klientel meist auch ein bisschen schrill, bunt und laut liebt, geht der Ingolstädter auch auf diese Wünsche ein. Der Q2 bringt es zusammen mit den unterschiedlichen Motoren und Getrieben sowie den diversen Dekorelementen, Ausstattungen, Farben und Polstern laut Audi auf mehr als fünf Millionen individuelle Kombinationen. Man mag dem kleinen Ingolstädter vorwerfen, wenig Platz mit hohen Preisen zu kombinieren, doch spätestens beim Fahren wird klar: Er läuft sicher und souverän, fühlt sich trotz knapp bemessenen Innenraums immer eine Klasse größer an.
Für Jannik war es also keine lange Überlegung, als sich seine Eltern im letzten Jahr einen Audi S3 zulegen und den Q2 in Zahlung geben wollten. Er dachte sich das könne ein spannendes Projekt werden das es so kein 2tes mal gibt. Er kaufte ihnen den gerade mal drei Jahre alten Quattro ab und war somit mit 20 Jahren Besitzer eines coolen Audi. Jannik weinte dem bislang genutzten Renault Clio zwar etwas nach weil es sein erstes Auto war, jedoch war er rundum glücklich mit dem Q2 und bereute nichts. Jedoch stand für den tuningbegeisterten Rookie fest: Da geht noch was. Jannik hat in der Automobilindustrie seine Ausbildung zum Fahrzeuginnenausstatter, auf Deutsch Sattler absolviert wodurch er zu vielem inspiriert wurde.
So knöpfte er sich seinen sportlichen, aber eher schmucklosen SUV vor, das Interieur wurde aufgepeppt mit rot/schwarzem Carbon an Türgriffen, Mittelkonsole und Schaltknauf, neuen Sicherheitsgurten mit Muster, Lenkrad in Carbon/Alcantara sowie Zusatzknöpfe wie im R8 und Schaltwippen im Lamborghini Urus Look, rote Lüftungsdüsen aus dem RS3 8V und dem Startknopf in Rot. Schaltsack, Schaltknauf, Mittelarmlehne, Kniepads und die Seitenteile des Armaturenbretts sowie weitere Kleinigkeiten hatte er als Sattler selbst mit Alcantara neu bezogen … hier war ganz offensichtlich ein Perfektionist am Werk, der natürlich auch vor der äußeren Erscheinung nicht Halt macht. Wabengrill, Vollcarbon-Sideblades und Spiegelkappen, Heckspoiler und Dachfolierung in Hochglanzschwarz fallen gleich ins Auge, auf den zweiten Blick entdeckt man auch die schwarzglänzenden Embleme, eine Frontlippe und die Seitenschweller aus dem Tuningregal. Der Q2 steht auf Tomason TN26 Zwanzigzöllern in Mattbronze – schöner Kontrast zum Daytonagrau –, eine „Streetbeast“-Klappenabgasanlage wurde verbaut und unter dem Blech verbirgt sich ein straffes KW V2 Gewindefahrwerk, das für den nötigen Tiefgang sorgt. Dank eigenen handwerklichen Geschicks, zahlreicher Mechatroniker-Kumpels und einer gemeinsam gemieteten Halle samt Hebebühne gingen die Upgrades relativ geschmeidig vonstatten, das meiste konnte der tuningbegeisterte Jungspund selbst machen und sich ansonsten auf das Knowhow seiner Buddies verlassen.
Und was macht der stolze Eigner nun mit seinem gepimpten Q2? „Alles“, was im Raum Stuttgart am Wochenende so ansteht fahre ich mit meiner Crew von Limitlesssociety an“, meint Jannik, „auch mal zum Hockenheimring zur DTM oder an den Bodensee wo ich an den ´Track and safety day’s´ teilgenommen habe , ein Fahrsicherheitstraining speziell für junge leute mit getunten Autos.” Beim GRIP-Motorevent am Nürburgring war er selbstredend auch dabei, was er sich aber noch verkneift, sind Fahrten ins Ausland. „Da sind die Straßen zum Teil sauschlecht für so ein tiefes Auto mit Gewindefahrwerk , „da ist mir der Q2 zu schade.“ Ok … Ebenfalls zu schade ist ihm die Beauty für die tägliche Fahrt zur Arbeit, das sind locker mal 50 km einfach, das kann man verstehen, zum Runterschrubben einfach zu viel. Als Daily Driver muss ein Opel Corsa herhalten, da ist die Freude, nach Feierabend in den Q2 zu wechseln, auch gleich doppelt so groß.
Gibt´s noch Pläne? Na logo. Mithilfe geeigneter Software und eines Ladeluftkühlers und weiteren Anpassungen will Jannik die Leistung pushen, von jetzt auf dem Prüfstand gemessenen 200 auf 300 PS. Die Wunschliste ist unendlich …
Und gibt’s noch Träume? Klar, mehr geht immer. Ein Cayman GT4 oder ein GT3 RS – das wär´s! Bis es soweit ist, wird Jannik noch einiges in seinen Q2 stecken. Ist ja auch eine coole Karre …
Technische Daten Audi Q2 Quattro TFSI
Baujahr: 2018
Hubraum: 1.984 cm3
Leistung: 140 kW (190 PS) Gemessen auf dem Prüfstrand – 200 PS
Drehmoment: 320 Nm max.
Getriebe: 7-Gg-Aut.
Antrieb: Allradantrieb
L/B/H: 4.191/1.794/1.508 mm
Gewicht: 1.505 kg
Beschleunigung: 0-100 km/h in 6,5 s
Vmax: 228 km/h
Neupreis 2018: 55.000,- EUR
Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: @upforce_media @cr2.nick @e90_tim @awieauto @js_shoots