GRIP GEARHEADS: Adrian Stosic und sein Audi TT
Emotional, sportlich, rockig: Der kleine, handliche Flitzer hat seit 20 Jahren eine treue Fangemeinde. Genauso alt ist Adrian und tatsächlich ist er schon sein ganzes Leben lang infiziert vom TT
Man darf gar nicht daran denken, dass Audi den kleinen Racer 2022 auslaufen lässt. Ob der Trend der Zeit es tatsächlich so will, dass Cabrios und Roadster vom Aussterben bedroht sind, sei mal dahingestellt. In den letzten zehn Jahren schrumpften ihre Zulassungszahlen jedenfalls dramatisch. Tief sitzen und tiefer Schwerpunkt? Völlig out, hoch oben thronen im SUV ist angesagt. Dabei liefert der TT schon in der 245-PS-Variante Fahrspaß vom Feinsten. Tolles Handling und präzises Einlenken machen Kurven zum Jagdrevier. Agil und leicht nimmt es der TT besonders auf krassen Bergstrecken mit jedem auf. Obwohl alles andere als ein biederer Streber: Der TT ist Klassenbester.
Die Technik war es sicher nicht, die Adrian faszinierte, als er seine Hotwheels und Matchboxautos über den Teppich schubste, viel mehr die rundliche Form, die so gut in die Kinderhand passte, ein haptisches Erlebnis aus einem Guss, ohne Ecken und Kanten. Obwohl Mama und Papa ihn mit veritablen Oberklasselimos durch Stuttgart schaukelten, stand für Adrian fest: Mein erstes Auto wird ein TT. Blöderweise musste er noch ein paar Jährchen warten, aber er tat, was er konnte: Führerschein mit 17, Abi mit 18 und dann auf zum Händler. Ein abgeranzter Gebrauchter mit anderthalb Jahrzehnten auf dem Buckel kam für ihn nicht in Frage, dafür hatte er schon zu lange auf seinen Traumwagen gewartet. Ein ganz Neuer musste es auch nicht unbedingt sein, schließlich war es das erste Auto eines Fahranfängers. Und so führten allerlei Vernunft- und Finanzerwägungen zu dem Schluss, einen jungen Gebrauchten zu kaufen. Spätestens beim Eintritt in die Schatzkiste des Autohauses war die Entscheidung hinfällig: Ein TT in sattem Orange sprang Adrian geradezu an und kurzentschlossen schlug der entscheidungsfreudige junge Mann zu. Deal!
Die Freude war gigantisch, als Adrian zum ersten Mal loscruiste. Immer hübsch vorsichtig und mit Bedacht – das Warten hatte sich gelohnt, die Realität war noch viel geiler als alle Träume zusammen. Natürlich kam, was kommen musste: Der stolze Eigner goutierte zwar die pralle Präsenz seines Cabrios, schielte aber immer häufiger zu den TTs anderer Maniacs. Mittlerweile gehört Adrian nämlich zu einer freakigen TT-Community, in der sich allerhand getunte und aufgerüschte Roadster und Cabrios tummeln. „Coole Leute“, befindet Adrian, „der Älteste ist 27, das passt alles.“ Die jungen Wilden treffen sich zu gemeinsamen Trips in den – kurvenreichen – Schwarzwald, genießen die von Passanten staunend goutierte Kolonnenfahrt im Audi, die mit TTs zugeparkten Hauseinfahrten beim Abschlussgrillen und, klar, das Benzingequatsche. Dass manche in der Gruppe bis zu 50 Riesen in die Individualisierung ihrer Schätzchen gesteckt haben, inspirierte den Rookie nachhaltig. Nachmachen ist allerdings nicht sein Ding, und so einen Haufen Kohle kann man auch anders einsetzen.
Aber Adrian war auf den Geschmack gekommen und startete gemeinsam mit seinem Daddy das Projekt „TT aufmöbeln“. Stosic Senior hat einschlägige Erfahrung, in jungen Jahren hat der Klimatechniker Lowrider umgebaut, das sollte denn auch für den TT reichen. „Mein Vater ist der Handwerker, ich bin mehr der Theoretiker“, schmunzelt Adrian – doch wohl kein verkappter Hinweis auf zwei linke Hände …? Egal, die Umbaumaßnahmen nahmen ihren Lauf, wobei sich Vater und Sohn darauf einigten, die unverfänglichen Sachen in Eigenregie zu bewerkstelligen und den Fachmann ranzulassen, wenn´s ans Eingemachte geht. Letzterer war schnell gefunden: JH Performance im nahen Heilbronn erwies sich als gute Adresse für Softwareoptimierung, nicht zu verwechseln mit JP Performance …
Und so ging´s frisch ans Werk, als erstes wurde der Mittelschalldämpfer ausgeräumt, ein Akrapovic Endschalldämpfer vom TTS kam rein, desgleichen Downpipes ohne OPF. Ein ABT Heckspoiler sorgt für die coole Optik, Distanzscheiben von H&R für breitbeinigen Stand und Ende März wird noch ein KW V3 Fahrwerk verbaut, das den TT tief auf die Straße holt. Die Softwareoptimierung brachte muntere 60 PS mehr und das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange, denn angepeilt sind 400 PS, wofür derzeit ein größerer Turbolader und Ladeluftkühler in Arbeit sind. Alles, was Schwarz war, wurde von Adrian nochmals in Hochglanzschwarz lackiert. Sieht cool aus, macht das Orange noch satter und das Gesamtpaket zum Hingucker.
Mit rund 15.000 Tacken ist Adrian zwar noch weit entfernt von der 50.000er Investition seines Kumpels, hat aber ordentlich reingesteckt. Bleibt´s dabei? Einmal Audi, immer Audi? „Klar, denn TT behalte ich, aber als Daily Driver kommt im Juni ein AMG A 45 S, der TT ist mir doch zu schade für den Alltag“, so die Planung des zielstrebigen jungen Mannes, der auch beruflich längst die Weichen gestellt hat: Ausbildung zum Versicherungskaufmann, dann den Fachwirt mit der Zusatzqualifikation Finanzmärkte draufsetzen und dann mal weitersehen. Straight! Gibt´s noch Träume? Ja klar, „ein 68er Mustang Cabrio in Weiß mit blauen Streifen oder in Candyrot mit weißem Leder!“ Na also, nach dem Traum ist vor dem Traum. Mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit wird Adrian das schon schaffen …
Technische Daten
Audi TT 45 TFSI Quattro
Baujahr: 2019
Hubraum: 1.984 cm3
Leistung: 232 kW (315 PS)
Drehmoment: 450 Nm max.
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplung
Antrieb: Allradantrieb
L/B/H: 4.191 / 1.832 / 1.353 mm
Gewicht: 1.522 kg
Beschleunigung: 0-100 km/h in 4,8 s
Vmax: 250 km/h
Preis: 46.250 Euro Grundpreis
Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Damiano Di Perna (@shots.bydami), Adrian Stosic