GRIP GEARHEADS: Patrick Hermann und sein Lexus IS250

Für schwarz-rot-goldene Patrioten ist der Lexus nichts, daran ändert auch der gute Eindruck des Edel-Japaners nichts. Obwohl Aussehen und Ausstattung stimmen, findet der Wagen im Gegensatz zur Begeisterung in den USA in Deutschland nur wenig Fans. Ein Grund mehr für Patrick, den IS250 zu lieben

Vom Cabrio bis zum sportlichen Lexus IS-F: In der Modellpalette des kompakten Japaners ist für jeden etwas dabei. Luxury Line, Sport Line, F-Sport und Executive Line – wie es euch gefällt. Mit der Baureihe IS, was für „Individual Sports“ steht, hatte Lexus von Anfang an das Mittelklasse-Segment à la 3er BMW, Mercedes C-Klasse und Audi A4 im Visier. Bei der zweiten Generation des 1998 erstmals vorgestellten IS gibt es ab 2005 einen Sechszylinder-V-Motor und erstmals den 2,2-Liter-Commonrail-Diesel aus dem Toyota Avensis. 2006 kam der 2,5-Liter-V6-Benzin-Direkteinspritzer mit 208 PS – genau so einen hat sich Patrick vor sieben Jahren an Land gezogen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, schmunzelt der Bremer, der den Lexus erstmals bei seinem Kumpel sah und sich schockverliebte. „Wenn du den mal verkaufen willst, sag mir Bescheid“, so der angefixte Fan japanischer Autos, der außer einem Ausreißer, seinem von Mama geerbten Fahranfänger-Corsa, ausschließlich auf Fernostmarken setzt. So was wie der Lexus war ihm allerdings noch nicht begegnet. „Der hat wirklich alles, was man braucht“, schwärmt Patrick noch heute, „sämtliche Extras, die du sonst teuer bezahlen musst, sind beim Lexus schon drin.“

Dass der beim Besitzerwechsel neun Jahre alte IS leichte Gebrauchsspuren aufwies, störte Patrick überhaupt nicht – im Gegenteil. Als Inhaber einer Fahrzeugaufbereitung, die der gelernte Schfffahrtskaufmann seit zehn Jahren mit Erfolg und Hingabe betreibt, kann es ihm ohnehin keiner recht machen, der meint, es genüge, ein Auto mit Lappen und ein wenig Politur aufzuhübschen. „Ich bin Perfektionist“, gibt Patrick zu und man kann sich vorstellen, was das für den angegrauten Lexus bedeutete: „Einmal mit allem“, um es auf den Punkt zu bringen. Obwohl der Jungunternehmer gut ausgelastet ist, standen die nächsten Wochen und Monate im Zeichen des Lexus. Und natürlich blieb es nicht bei der schlichten Lack- und Lederaufbereitung. Im Telegrammstil: Ein Ducktail, soll heißen ein Heckklappenspoiler aus Carbon, ziert das Heck gemeinsam mit einem vom F-Sport entliehenen Diffusor, Seitenschweller, übrigens eine Sonderanfertigung, sorgen für den richtigen Auftritt, die Frontlippe wurde gecleant, Scheinwerfer und Rücklichter stammen vom 2013er IS-F und machen Patricks Lexus zum One-off: Er ist der erste und einzige in Deutschland mit diesem Umbau. Das Interieur hält, was das Äußere verspricht: Individualismus pur mit einem Indivitara-bezogenen Armaturenbrett und einem Tablet für die Radio- und Klimaanlagenbedienung.

Auch unterm Blech wurde selbstredend ganze Arbeit geleistet: Ein Fahrwerk vom Sportsline mit 35er H&R Federn und Schmidt XS5 19″-Felgen (8,5×19 + 9×19) halten die Fuhre sicher am Boden, die IS350 Bremse mit Stahlflexbremsleitung verzögert zuverlässig und last but not least sorgt eine Invidia Midpipe-Anlage samt Greddy SE Endschalldämpfer für den guten Ton. Was ein wenig nervte: Jedes, buchstäblich jedes Teil musste einzeln vom TÜV abgenommen werden, das ist nun mal das Los eines Individualisten, der ein seltenes Auto fährt: ABE kannste vergessen. Dass ihn die freundlichen Prüfer bald mit Handschlag begrüßten, liegt auf der Hand: Die sehr sauberen Umbauten des Perfektionisten erfreuten auch die Herzen der gestrengen Ingenieure.

Wer meint, soviel optisches Tuning schreie nach einer Leistungssteigerung, irrt: Das Innenleben des Motors rührte Patrick nicht an. „Lohnt sich nicht“, meint er lakonisch, „mit 208 PS bist du ganz gut davor.“ Lexus- bzw. Toyota-Insider mögen das als diplomatische Umschreibung einer eher braven Performance sehen, immerhin wird der IS250 nüchtern betrachtet nicht gerade als Temperamentsbolzen in die Geschichte eingehen. Der V6 braucht Drehzahl, er will gefordert werden und dann geht ab etwa 3.500 revs tatsächlich die Post ab, dann sind die gut 200 Pferde spürbar. „In der Stadt ist er lahm“, gibt der stolze Eigner unumwunden zu, „der Lexus ist ein Langstreckenauto und liebt die Autobahn. Aber schließlich ist er ja auch eine Sportlimo und kein Rennwagen, oder?“ Nö, aber schön ist es doch, wenn sich was tut unterm Gasfuß …

Ansonsten hat Patrick nur Gutes zu berichten. Wertige Materialien, sehr gute Verarbeitung, bequeme Sitze, recht sparsam im Verbrauch. Nichts klappert, nichts rasselt und dass es auf den hinteren Rängen ziemlich eng zugeht, stört im Moment noch keinen: Der Filius ist drei und findet Papas Auto einsame Spitze. Im Gegensatz zur Gattin, die den Japaner eher ungern fährt: Zu tief, zu unübersichtlich und überhaupt: Vom polierten Paradepferd eines Profi-Aufbereiters sollte man lieber die Finger lassen…

Gibt´s noch Pläne? Vielleicht doch ein wenig an der Leistungsschraube drehen? „Definitiv nicht“, beharrt Patrick, „ich hab mal überlegt, ein Luftfahrwerk einzubauen oder einen Breitbau aus dem IS250 zu machen. Ist aber alles Quatsch, es bleibt, wie es ist. Der Lexus hat alles, was er braucht.“ Was er noch nicht hatte, aber unbedingt brauchte: Lederfußmatten. Nochmal zum Mitschreiben: LEDERFUSSMATTEN!! Damit setzt Patrick dem Kult die Krone auf, obwohl er steif und fest behauptet, es gäbe nichts Pflegeleichteres als – eben, Lederfußmatten. Zumindest in seiner überschaubaren Lexus-Community hat er damit den Vogel abgeschossen. Und wer ins Grübeln kommt: Patrick macht das auch für andere Freaks. Müssen auch keine Söhne Nippons sein …

www.instagram.com/paddyhermann/
www.instagram.com/ecdbremen/?hl=de

Technische Daten Lexus IS250

Baujahr: 2006
Hubraum: 2.500 cm³   V6
Leistung: 153 kW (208 PS)
Drehmoment: 252 Nm max.
Getriebe: 6-Gang-Aut.
Antrieb: Hinterradantrieb
L/B/H: 4.475/1.800/1.440 mm
Gewicht: 1.635 kg
Beschleunigung: 0-100 km/h in 8,4 s
Vmax: 225 km/h
Neupreis (2006): 34.300 Euro

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Finn Geffken, Marvin Röhrs

Mercedes-AMG GT R mit 930 PS von KTH

Mit einem gewaltigen Breitbau-Bodykit verhilft Prior Design dem Audi RS Q8 endlich zu einem adäquaten Auftritt. Die fette Optik des PD-RS800 muss allerdings fürs Erste reichen, mehr Power gibt es zunächst nicht

Audi RS Q8 Widebody-Kit von Prior Design

Mit einem gewaltigen Breitbau-Bodykit verhilft Prior Design dem Audi RS Q8 endlich zu einem adäquaten Auftritt. Die fette Optik des PD-RS800 muss allerdings fürs Erste reichen, mehr Power gibt es zunächst nicht

GRIP – Das Motormagazin Ausgabe 02/23

Es wird heiß, Leute, das Frühjahr kommt mit brandaktuellen Highlights. Beispiel: Der Purosangue, trotz seiner ungewöhnlichen DNA ein waschechter Ferrari. Oder der Valkyrie von Aston Martin: ein Racer mit V12 und 1.155 PS uvm.

Audi R8 im wheelsandmore PICASSO Design

Wer sich einen Audi R8 zulegen möchte oder bereits einen besitzt, für den ist wheelsandmore ganz sicher ein Begriff. Wenn es darum geht, den Beau aus Ingolstadt von der Serie abzuheben, ist man bei den Jungs aus Baesweiler in den besten Händen. Optik, Technik oder das All-in-Paket? Alles ist möglich. Auf jeden Fall wird der Zehnender spannender, individueller und dynamischer

Abarth Tuning: G-TECH Engineering

Wenn es um Abarth Tuning geht kommt an G-TECH Engineering keiner vorbei. Die Spezialisten aus Bayern pushen den Powerzweg zu Höchstleistungen und verhelfen zu maximaler Performance bei minimaler Größe

GRIP GEARHEADS: Patrick Hermann und sein Lexus IS250

Für schwarz-rot-goldene Patrioten ist der Lexus nichts, daran ändert auch der gute Eindruck des Edel-Japaners nichts. Obwohl Aussehen und Ausstattung stimmen, findet der Wagen im Gegensatz zur Begeisterung in den USA in Deutschland nur wenig Fans. Ein Grund mehr für Patrick, den IS250 zu lieben

GRIP GEARHEADS: Jannik Schöne und sein Audi Q2 Quattro

Wenn Kinder die abgelegten Autos der Eltern übernehmen, müssen sie sich nicht selten mit in die Jahre gekommenen Gurken herumschlagen. Nicht so bei Jannik Er luchste seinen Eltern ihren fast neuen Q2 Quattro ab. Für den Rookie eine sportliche Ansage

GRIP GEARHEADS: Marcel Krechoweki und sein VW Golf 7 GTI TCR

Treue wird belohnt. Im Supermarkt gibt es Sammelpunkte, für 25 Jahre Vereinsmitgliedschaft die Silberne Ehrennadel. In Wolfsburg gibt’s zwar keine Gutscheine fürs Freibad oder eine Fahrt mit dem VW-Bähnle wie in den 50er Jahren mehr, doch sonnt man sich bis heute in dem Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein. Marcel und sein Golf 7 GTI TCR gehören dazu