Ein Münchner im Himmel: Cars & Jets in Kalifornien
Es ist schon ein Kreuz mit dem Reichtum. Da bist du Teil einer hochkarätigen Auto-Community und schon zecken sich Influencer, Trittbrettfahrer und Gaffer, die sich einfach nicht benehmen können, in die Szene ein. Nichts für Steven. Der Bayer aus Kalifornien gründete kurzerhand sein eigenes Event. Exklusiv. Elitär. Highclass.
Es gibt nicht viel, was Steven Barth aus der Ruhe bringt. Der Autophile aus Starnberg bei München lebt seit sieben Jahren in Kalifornien, studiert und hat sich seine bayerische Gelassenheit bewahrt. Eigentlich. Denn nichts bringt den 28-Jährigen derart auf die Palme wie unkultivierte Proleten, Möchtegern-Poser und Blogger, die für ein cooles Pic Leib und Leben riskieren. „Greislich“, klaubt er seine letztes Bayrisch raus, „die benehma sich wie Hooligans, nur um ihre Views auf die Videos zu bekomma.“ Steven weiß, wovon er spricht.
Von Kindesbeinen an Edelkarren gewöhnt – der Vater fährt ausschließlich Elfer, die Mama präferiert Ferrari und bewegt sich in exklusiven Sammlerkreisen mit anderen Aficionados – kam er auch in den Staaten früh in engen Kontakt mit dem Luxus. „Ein paar enge Freunde von mir hatten durchaus amtliche Karren“, grinst Steven, „einer besaß einen Ferrari 458, als der damals brandneu war. Wir haben uns jedes Wochenende mit ein paar Leuten getroffen und sind in den Canyons herumgedüst. Dadurch habe ich eine Menge Leute von beiden Seiten der Autowelt kennengelernt, Käufer und Autofirmen.“
Die Idee, Cars & Jets zu gründen, entstand aus einer echten Notsituation. „Die Autoszene hier ist in den letzten Jahren rapide abgerutscht und wird jetzt von selbst ernannten `Influencern´ beherrscht. Die haben einen schlechten Einfluss auf die Community, weil sie sich wie Idioten benehmen“, grantelt Steven, „zudem haben die eine große Fangruppe, die die Autoevents quasi übernommen haben. Seitdem ist es vorbei mit dem Frieden, für die Besitzer macht es keinen Spaß mehr. Unsere Privatsphäre wird ignoriert, wir müssen uns um Schäden an den geparkten Auto sorgen und werden von aufdringlichen Leuten belagert, die unbedingt mit uns fachsimpeln wollen.“
Schade, was aus den anfangs so beliebten Exotentreffen geworden ist. Die Freunde, die sich mit ihren Autos sonntags auf Parkplätzen getroffen und Spaß hatten, zogen sich zunehmend zurück. Darum rief Steven Cars & Jets ins Leben. Ein ganz privates Treffen, zu dem niemand Zugang hat, der nicht eingeladen wird, wo die Atmosphäre super ist, die Leute sich frei bewegen können und Spaß haben mit den Autos und den anderen Gästen. Es gilt das Prinzip „Besitzer plus 1“, limitiert auf 60 Fahrzeuge. „Das erste Event war im Dezember 2018“, berichtet Steven, „es findet nur alle paar Monate statt, das dritte Meet war im September.“
Beim letzten hat der findige Veranstalter knapp 800 Anfragen bekommen, alle aus dem Exotenbereich. Ferrari, Lamborghini, Bugatti, Pagani etc., Autos wie Nissan GTR und NSX gehören für Steven nicht zu der exklusiven 60er-Gruppe. Etliche kommen mit ihren Autos aus anderen US-Bundesstaaten, einer flog samt Boliden sogar aus Kanada ein.
Womit wir bei der zweiten Leidenschaft des umtriebigen Bayern wären: sportliche Fluggeräte. „Ich mag Autos und ich mag Jets“, meint Steven bescheiden, „also habe ich beides kombiniert. Das ist eine Attraktion für die Gäste und macht Spaß.“ Wohl wahr, zumal sich die illustre Runde sehen lassen kann. „Da ich nur 60 Autos reinlasse, suche ich mir die besten aus“, hält Steven am Ausleseprinzip fest, „ ich kenne mich sehr gut mit Exoten aus und wähle die Teilnehmer nicht nur nach Modell aus.“ Die Highlights beim letzten Event: ein Bugatti Chiron Sport in Schwarz-Carbon, der erste Sport, der ausgeliefert wurde. Dazu ein Bugatti EB110 SuperSport, ebenfalls in Schwarz-Carbon – der einzige weltweit mit Carbon. Weiter ein LaFerrari in Rosso F1 2007, eine teure und seltene Option. Und ein Aston Martin Vanquish Zagato, komplett schwarz mit rotem Interieur – ebenfalls einzigartig in dieser Kombination.
Hallelujah, was soll da die Zukunft noch bringen? „Das sieht gut aus“, frohlockt der Bayer, „ich werde das Konzept ein wenig erweitern und plane noch weitere Events mit ähnlicher Ausrichtung. Jetzt feiern wir erst mal das 1-Jährige und danach gehts weiter.“ Und wovon träumt Steven, wenn er sich nicht in elitären Kreisen sonnt? „Mein persönliches Traumauto ist ein schwieriges Thema“, meint der Mann, der alles kennt, „da sind so viele Faktoren entscheidend. Wenn ich wählen müsste, wären es wohl der Ferrari Enzo, Ferrari F40 und ein 250 California SWB. Alle drei habe ich schon gefahren und als Lieblingsautos erkoren.“ Es gibt wohl selten Fälle, in denen Träume so rasch Wirklichkeit werden können, wie beim Cars & Jets-Gründer. Vielleicht ist eine der drei Ikonen beim nächsten Treffen schon eine von 60 …
Cars & Jets auf Instagram: @carsandjetsofficial
Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Nico Paflitschek
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